„Hast Du was dagegen?“, unter diesem Motto fand am Samstag in Berlin die 30. Parade zum Christopher-Street-Day (CSD) statt. Sie stand im Zeichen der auch in Berlin immer stärker zunehmenden Gewalt gegen Homosexuelle und erinnerte gleichzeitig an die Verfolgung und Ermordung von Homosexuellen in nicht wenigen Ländern der Welt.
400 Aktivisten waren es, die 1979 zur ersten CSD-Parade über den Kurfürstendamm im damaligen West-Berlin gezogen sind. 30 Jahre später, am letzten Juni-Samstag 2008, sind es mehrere Zehntausend in Zug und Hunderttausende am Straßenrand, die begeistert mitfeiern, sich einreihen, wieder eine Pause am Straßenrand machen oder einfach mit Freunden feiern. Insgesamt sollen es an diesem Samstag etwa 450.000 bis 500.000 gewesen sein, die an der Parade teilgenommen haben, mehrere Zehntausend Menschen nehmen an der Abschlusskundgebung an der Siegessäule teil.
Insbesondere in den schwulen Communities in Metropolen wie Berlin, Hamburg, Köln oder Amsterdam hat sich schon länger eine Stimmung der Angst breitgemacht – die Gewalt nimmt zu und wird immer brutaler. Sieht man sich Berichte über antischwule Gewalttaten an, liest Statistiken von Überfalltelefonen oder Opferberatungsstellen und spricht man mit Opfern antischwuler Gewalt, so kann man sowohl an subjektiven Erfahrungen als auch anhand objektiven Zahlen- und Datenmaterials sehen, dass die Täter überdurchschnittlich stark aus dem radikal-islamistischen Milieu kommen. Gerade auch Homosexuelle muslimischen Glaubens, bzw. aus muslimischen Familien beklagen eine zunehmende Aggressivität der Fundamentalisten. In Hasspredigten, entsprechenden Propagandafilmen und Hassliedern von Gewalt verherrlichenden Rappern wird immer unverhohlener zur Gewaltanwendung gegen Homosexuelle aufgerufen. Fernsehsender etwa terroristischer Organisationen wie der Hamas und der Hisbullah oder aus dem Iran, die auch hierzulande empfangen werden können, wird sogar ganz offen zum Mord aufgerufen und es werden Hinrichtungen von schwulen Männern und Jugendlichen ausgestrahlt.
In Amsterdam etwa warnt die Polizei Homosexuelle explizit davor, bestimmte Stadtteile aufzusuchen, da dort nicht für ihre Sicherheit garantiert werden kann. In Hamburg lehnen einschlägige fundamentalistische Moschee-Vereine Gespräche zum Thema „antischwule Gewalt“ rundweg ab und in Berlin proklamieren Angehörige aus dem islamistischen Milieu durch Wandsprühereien und entsprechende Tätlichkeiten sogenannte „No-Gay-Areas“, also „schwulenfreie Zonen“, mitten in der bundesdeutschen Hauptstadt.
Dennoch hat sich die schwul-lesbische Community bislang schwer getan, diese Problematik in der notwendigen Klarheit anzusprechen. Auch nachdem ein Schlägertrupp aus dem Umfeld der extrem-nationalistischen Organisation „Graue Wölfe“ Teilnehmer einer Drag-King-Party in Berlin-Kreuzberg auf offener Straße angriff und mehrere von ihnen regelrecht ins Krankenhaus prügelte – oder als eine Gruppe junger Islamisten in Amsterdam die Bühne eines Straßenfestes stürmte und die Künstler angriffen. Zwei Ereignisse aus den letzten Wochen.