Wo der Palästinenser-Schal fröhlich flattert

19. Juni 2011

Von Jan Fleischhauer

Kritik an den Juden gehört in Deutschland Gott sei Dank schon lange nicht mehr zum Repertoire von Politikern. Ausgerechnet in der Linkspartei scheint aber so mancher entschlossen, dieses Tabu zu brechen. Der härteste Antisemitismus findet sich nicht nur auf der extremen Rechten, sondern immer wieder auch bei der radikalen Linken.

Zu den erfreulichen Entwicklungen in der Bundesrepublik gehört das weitgehende Verschwinden des Antisemitismus. Soweit man den Umfragen trauen kann, haben die meisten Bürger über Juden keine besondere Meinung, das heißt, sie denken über sie nicht viel besser oder schlechter als über andere Leute auch. Rechtsradikale fristen bis heute politisch ein Außenseiterdasein. Im Deutschen Bundestag sitzt keine Partei, deren Abgeordnete antisemitische Positionen vertreten oder mit Judenhassern sympathisieren.

Aber halt, genau das stimmt ja leider nicht ganz. Diese Partei gibt es doch, sie firmiert nur unter einem neuen Namen. Sie heißt in diesem Fall nicht NPD, sondern Die Linke.

Die Linkspartei ist die einzige Partei, deren Abgeordnete man bei Veranstaltungen sieht, wo „Tod Israel“ skandiert wird. Nur Vertreter der Linkspartei bleiben demonstrativ sitzen, wenn der israelische Staatspräsident am Tag der Befreiung von Auschwitz den Bundestag besucht, und man darf sicher sein, es ist kein Altersgebrechen, das sie auf ihrem Stuhl hält. Vergangene Woche erst sah sich das Parlament genötigt, eine aktuelle Stunde anzuberaumen, um über „mögliche antisemitische und antiisraelische Positionen“ bei den bekennenden Freunden des Sozialismus zu reden. Wer dachte, das ungeklärte Verhältnis zur DDR sei das größte Problem der SED-Nachfolgeorganisation, sieht sich getäuscht: Auch im Verhältnis zur ersten deutschen Diktatur scheint bei ihr noch einiges im Unklaren zu liegen.

Nun gibt es in jeder Partei Wirrköpfe, bei der Linkspartei ist deren Anzahl eben besonders hoch, könnte man entschuldigend einwenden. Natürlich gibt es lange Erklärungen des Parteivorstands zum Existenzrecht Israels und der Verpflichtung, die der Bundesrepublik aus der Nazi-Zeit erwächst; das Problem ist nur: Es hat im Zweifelsfall keine Folgen. Beziehungsweise es interessiert offenkundig auch den Vorstand nicht besonders, wenn sich die eigenen Leute kaum um solche Proklamationen scheren.

Anders ist es ja nicht zu erklären, dass es elf Abgeordneten der Linkspartei erlaubt ist, den Saal zu verlassen, wenn der Bundestag eine fraktionsübergreifende Resolution gegen den Antisemitismus beschließt. Oder dass zwei Mitglieder der Fraktion auf einem Hamas-Dampfer gen Gaza mitschippern, der zuvor mit allen denkbaren Verwünschungen gegen den Judenstaat am Kai verabschiedet wurde. Oder Linken-Mitglieder in Bremen einen Aufruf zum Boykott israelischer Waren unterstützen, ohne dass dies nennenswerte Konsequenzen hätte.

Man muss sagen, es war schon immer eine Spezialität der radikalen Linken, die Juden als Problem zu sehen, jedenfalls im Westen der Republik. In dieser Ecke des politischen Spektrums hält sich bis heute der Glaube, dass die Welt ein friedlicherer Platz wäre, wenn sie sich endlich ein bisschen am Riemen reißen würden. Statt von Juden spricht man als Konzession an den Zeitgeist lieber von Israelis, aber jeder weiß, was gemeint ist.

Auch der linke Antisemitismus kann inzwischen auf eine beachtliche Traditionslinie zurückblicken. Es ist heute etwas in Vergessenheit geraten, aber bevor sich die Freischärler des revolutionären Kampfs in Deutschland daran machten, Unternehmer, Politiker und Justizbedienstete umzulegen, nahmen sie sich erst einmal die Überlebenden des Holocaust vor. Die Geburtsstunde des deutschen Guerillakampfs datiert nicht von ungefähr auf den 9. November 1969, also den Jahrestag der Pogromnacht, die eine neue Stufe des Terrors gegen die Juden im Nazi-Reich einleitete. Das erste Anschlagsziel war das jüdische Gemeindehaus in Berlin, in dem ein Vortrupp der RAF eine, glücklicherweise fehlerhafte, Bombe legte, um den „Judenkomplex“ zu brechen, wie es dazu in einem Bekennerschreiben hieß.

Später standen ein jüdischer Kindergarten auf der Liste, das Büro der israelischen Fluggesellschaft El-Al im Berliner Europacenter, der Vorsitzende der jüdischen Gemeinde in Berlin, Heinz Galiniski. Dass in den meisten Fällen die Sache glimpflich ausging, lag nicht etwa an plötzlich einsetzenden Gewissensbissen, sondern an der mangelnden Vorbereitung der revolutionären Kader. Seit die RAF die Waffen gestreckt hat, tobt sich die Aggression nur noch verbal aus, was schon einmal ein Fortschritt ist. An den Positionen, in denen sich die Kapitalismuskritik mit Warnungen vor einer finanzmächtigen Israellobby verbindet, hat sich allerdings nichts geändert.

Keine Frage, dass die linken Antisemiten dabei jeden Verdacht des Antisemitismus weit von sich weisen. Wer gegen rechts ist, könne kein Judenfeind sein, so die Selbstentschuldung. Oder, wie es der Schriftsteller Gerhard Zwerenz vor Jahren in einem „Zeit“-Artikel festhielt: „Linker Antisemitismus ist unmöglich.“ Natürlich reagieren auch die Vertreter der Linkspartei ganz empört auf den Vorwurf, sie hätten etwas gegen Juden. „Unerhört“ ist der am häufigsten verzeichnete Zwischenruf in der Bundestagsdebatte am vergangenen Mittwoch.

Aber vielleicht ist alles in Wirklichkeit auch nur ein großes Missverständnis. Es ist ja durchaus denkbar, dass sich die linke Bundestagsabgeordnete Inge Höger weiter nichts Böses dabei gedacht hat, als sie vor drei Wochen zusammen mit einer Reihe von Hamas-Sympathisanten auftrat, um auf der „9. Konferenz der Palästinenser in Europa“ ein Grußwort zu sprechen. Dass sie dabei einen Palästinenser-Schal trug, auf dem Israel von der Landkarte verschwunden war? Alles nicht so gemeint, wie sie anschließend erklärte: Sie habe einfach nicht „unhöflich“ sein wollen, als ihr jemand den Schal umlegte. Außerdem habe Israel ja bis heute „keine Staatsgrenzen definiert“ – logisch, dass es dann auch auf einer Karte des Nahen Ostens nichts verloren hat.

Es ist schon eine Crux mit den Juden, sie sind gleich immer so empfindlich. Also, liebe Linkspartei-Mitglieder, ein Rat von dieser Seite: Wie wäre es, ihre hieltet einfach mal für eine gewisse Zeit zu dem Thema die Klappe? Damit würdet ihr dem Land, aber vor allem euch selber einen echten Dienst erweisen.

Spiegel


So unterwandern Islamisten Hamburger Moscheen

18. Juni 2011

Die Islamisten der verbotenen Hizb-ut-Tahrir-Bewegung versuchen in Moscheen, aber auch an der Universität und sogar in Schulen Mitglieder zu gewinnen.

Sie nennen sich „die Firma“ – den wahren Namen ihrer Organisation nennen sie nur, wenn sie unter sich sind. Denn offiziell darf es diese „Firma“ gar nicht geben. Doch die seit 2003 wegen des Verbreitens extremistischer Propaganda verbotene islamistische Vereinigung Hizb-ut-Tahrir (HuT) gewinnt in Hamburg offenbar immer mehr Mitstreiter.

„Das ist ein nachhaltig angelegtes Projekt“, sagt der Leiter des Hamburger Verfassungsschutzes, Manfred Murck.

Die Tawba-Moschee im Stadtteil St. Georg an einem Freitagabend: In einen unscheinbaren Hauseingang strömen an die 100 gläubige Muslime. Die meisten sind sehr jung, auch Kinder sind gekommen. Dazwischen finden sich einige wenige ältere Männer mit langen Bärten und eine Handvoll deutscher Konvertiten.

Ein Staat ohne von Menschen gemachte Gesetze

In dem niedrigen, kargen Raum unweit des Rotlichtviertels spricht ein Mittvierziger im klassischen muslimischen Gewand mit ruhiger Stimme über die Revolutionen in den arabischen Ländern. Der Umbruch sei eine einmalige Chance: Endlich könne man einen „wahrhaft islamischen Staat“ schaffen. Einen Staat, der alle Muslime weltweit vereinigt. Einen Staat, der den westlichen Demokratien überlegen ist. Einen Staat unter der Herrschaft Allahs. Einen Staat ohne „vom Menschen gemachte“ Gesetze.

Das Wort Gottesstaat fällt nicht. Der Prediger würde auch nie bestätigen, dass er der in Deutschland verbotenen Hizb-ut-Tahrir angehört. Doch seine Ideologie entspricht exakt dem Gedankengut der sogenannten „Befreiungspartei“. Auch der Hamburger Verfassungsschutz ist sich sicher: Nicht alle Besucher sind Extremisten, aber die Tawba-Moschee am Freitagabend ist ein Treffpunkt für Anhänger der Hizb-ut-Tahrir.

Auch Neonazi-Größen applaudierten

In Deutschland hat das Bundesinnenministerium der 1953 gegründeten Bewegung vor acht Jahren jegliche Betätigung untersagt. Die Islamisten hatten zuvor Jahre lang mit antisemitischer Propaganda den Gedanken der Völkerverständigung verletzt und zur Durchsetzung ihre politischen Ziele Gewalt legitimiert.

Auch Neonazi-Größen wie Horst Mahler oder der NPD-Vorsitzende Udo Voigt hatten der antisemitischen Propaganda der HuT bei einer Veranstaltung in einer Berliner Universität applaudiert. Nun versuchen die HuT-Kader, erneut Fuß zu fassen.

Einige Anhänger reisten später ins Terrorcamp

Auch in anderen, von Islamisten traditionell stark frequentierten Bundesländern wie Nordrhein-Westfalen oder Berlin, ist die HuT trotz Verbots aktiv, meist im Verborgenen. In Hamburg tritt sie allerdings vergleichsweise offen auf. Vor allem aber hat der örtliche Verfassungsschutz hier mehr Erkenntnisse zusammengetragen als die Behörden anderer Bundesländer.

Etwa 70 Anhänger der HuT zählt die Sicherheitsbehörde. Früher seien es nur 30 bis 40 gewesen, sagt Verfassungsschutz-Chef Murck. „Diese Leute sind gut vernetzt und können für ihre Veranstaltungen mittlerweile einen erweiterten Interessentenkreis von bis zu 200 Personen mobilisieren.“

In den vergangenen Jahren hätten einige HuT-Anhänger zudem den Weg in dschihadistische Kreise gefunden. Die HuT rekrutiere zwar nicht direkt für den bewaffneten „Heiligen Krieg“. Mit ihrer totalitären Weltsicht und ihrem unklaren Verhältnis zur Gewalt würden sie aber als „Durchlauferhitzer“ fungieren. „Von mehreren Islamisten, die später in Terrorcamps ins afghanisch-pakistanische Grenzgebiet gefahren sind, wissen wir, dass sie sich zunächst bei der Hizb-ut-Tahrir radikalisiert haben“, sagt Murck.

Sie geben sich nicht offen zu erkennen

Bei der angestrebten Schaffung eines Gottesstaates sähen sich die Kader als intellektuelle „Speerspitze des Islam“. Neue Anhänger rekrutierten sie vor allem an Universitäten. Aber auch an mehreren Hamburger Schulen hätten HuT-Anhänger versucht, Anhänger zu werben.

Spätestens seit das Hamburger Innenministerium Mitte vergangenen Jahres die als Radikalen-Treff bekannte Taiba-Moschee dicht gemacht hat, tauchen die HuT-Anhänger auch in den Mitgliedsmoscheen der Hamburger Schura, des Rates der islamischen Gemeinschaften, auf. Das berichtet der Schura-Vorsitzende Mustafa Yoldas. Der Hamburger Hausarzt lässt keinen Zweifel daran, dass die Extremisten dort nicht willkommen sind: „Wir haben schon genug Schwachmaten hier. Diese Leute wollen uns weismachen, dass Wahlen etwas für Ungläubige sind“, sagt Yoldas. So etwas wolle man nicht haben.

Die Hizb-ut-Tahrir-Leute gäben sich allerdings nicht offen zu erkennen. Auch in der Ibrahim-Kahlil-Mosche hätten die Gemeindemitglieder, so sagt der Vorsitzende Muhammend Basir, deswegen zunächst nicht mitbekommen, dass Prediger der HuT auch hier Vorträge hielten. „Wenn uns die Behörden nicht informiert hätten, wären sie wohl heute noch hier“, sagt Basir.

Der Hamburger Verfassungsschutz hatte nachrichtendienstliche Erkenntnisse zusammengestellt, die nach der Einschätzung von Murck belegen, dass die HuT gegen das Betätigungsverbot verstößt. Doch die Hamburger Staatsanwälte, denen der Verfassungsschutz die Erkenntnisse weiterleitet, sahen das anders. Im Mai 2009 stellten sie Ermittlungen gegen vier Beschuldigte ein. Der Tatverdacht sei nicht ausreichend gewesen – die „Firma“ darf weitermachen.

welt


Hamburg: Die Terroristen sind unter uns!

18. Juni 2011

Der Grundschullehrer ein Terrorist? Der Nachbar ein potenzieller Selbstmordattentäter? Der Finanzberater ein Freund des Heiligen Kriegs? Erschütternd, aber Realität. Islamistische Terroristen leben in Hamburg mitten in der Gesellschaft.

Recherchen des „Sterns“ (aktuelle Ausgabe) zeigen: Die gefährlichsten Islamisten Deutschlands zieht es in die Anonymität der Großstädte. 85 von insgesamt 130 so genannten Gefährdern leben in den Ballungsräumen. Zwölf davon in Hamburg. Die Hansestadt ist damit neben Berlin die Hauptstadt der potenziellen Terroristen.

Wer aber steckt hinter dem Begriff „islamistische Gefährder“? Gescheiterte Existenzen, fanatisierte Schul-Versager? Nur in seltenen Fällen. Sie haben Abitur und sogar ein Studium hinter sich. Sie sind intelligent, äußerlich unauffällig, mitten unter uns. Sie haben Urlaubsfotos bei Facebook gepostet, waren vielleicht sogar Trainer im Hockey-Verein oder engagiert beim Weihnachtsturnier der Schule.

Der harte Kern arbeitet zum Teil in angesehenen Jobs vom Einzelhändler bis zum Unternehmensberater. Laut „Stern“ sind rund ein Drittel der Personen auf der Liste der Top-Islamisten in Deutschland geboren, andere haben Migrationshintergrund und wurden deutsche Staatsbürger. Sie sind also ganz anders, als man sich gemeinhin Terroristen vorstellt. Die Polizei aber traut ihnen bis zum Massenmord alles zu.

Dass sie dazu auch technisch in der Lage sind, belegen weitere Zahlen. 24 der „Gefährder“ ließen sich in einem Terror-Camp im Umgang mit Waffen oder Sprengstoff ausbilden. Teilweise haben sie Kampferfahrung.

Viele fragen sich: Wenn man diese Leute kennt – warum werden sie dann nicht festgenommen oder abgeschoben? So einfach aber ist das nicht. Solange ihnen nichts nachgewiesen werden kann, bleiben sie in Deutschland, in Freiheit – und eine große Gefahr. Die zuständigen Behörden aber haben sie im Blick, observieren sie.

Schon Ende Mai hatte Innensenator Michael Neumann (SPD) betont: „Auch nach dem Tod von Top-Terrorist Bin Laden müssen und werden wir wachsam bleiben.“ Nach wie vor gehe vom islamistischen Terrorismus die größte Gefahr aus. Laut Verfassungsschutzbericht leben in Hamburg 40 Unterstützer und Sympathisanten des „Heiligen Krieges“.
mopo


Islamist wollte offenbar Flugzeug in Reichstag steuern

18. Juni 2011

Ein 25-jähriger zum Islam konvertierter Österreicher trainierte Berichten zufolge seit Monaten am Flugsimulator für einen Anschlag in Berlin….
welt


Türkei Wahl: 50 % für Islamisten, 13% Rechtsextreme MHP – was für ein asoziales Land

14. Juni 2011

Unter Erdogan wird die Türkei zum Polizeistaat

Die Türkei hat die Wahl – zwischen der Demokratie nach westlichen Normen und einer islamistisch-faschistischen Mentalität.

Bei der am 12. Juni 2011 anstehenden Parlamentswahl in der Türkei geht es für die Regierungspartei AKP in erster Linie sicherlich nicht um die Etablierung demokratischer Verhältnisse in der türkischen Gesellschaft nach westlichen Normen. Regierungschef Recep Tayyip Erdogan möchte eine vollständig neue Verfassung verabschieden und eine Herrschaft etablieren, die eine Kombination aus islamistischer und faschistischer Mentalität darstellt.

Diese Mentalität setzt sich in der gesamten Türkei durch, die Gesellschaft wird zunehmend konservativer, geschlossener und anti-westlicher. Die Regierung Erdogan hat die Türkei in den vergangenen acht Jahren vom Westen gelöst und führt sie in eine völlig neue Phase. Das Land wird komplett umgewandelt und verdrängt Frauen, religiöse und kulturelle Minderheiten, Intellektuelle sowie Denker, Künstler und Umweltaktivisten und ihre Belange massiv aus der Öffentlichkeit……
welt

Erdogan stellt seine Gegner als Feinde Gottes dar

Im türkischen Wahlkampf geht es vor allem um ein Thema: Den Islam. Säkulare Politiker werden von der Regierungspartei der Blasphemie bezichtigt.

Aber noch nie wurde in der säkularen Republik Türkei Religion so offen thematisiert, noch nie war in dem Land, das noch vor wenigen Jahren als „strategischer Partner Israels“ galt, Israel- und Judenschelte ein so lautes und sichtbares Mittel der Propaganda.

Erdogan attackiert hemmungslos die Opposition

Sowohl Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan als auch Außenminister Ahmet Davutoglu warfen Oppositionschef Kemal Kilicdaroglu (CHP) vor, er sei ein Helfer der Juden, die Türken töteten – die Wortwahl war etwas subtiler, aber jeder verstand, was gemeint war.

Kilicdaroglu hatte es gewagt zu sagen, er würde versuchen, die Beziehungen zu Israel zu reparieren, wenn seine Partei die Wahlen gewinnt. Und dass er, wäre er Premier gewesen, im vergangenen Jahr auf jeden Fall den Aufbruch der zu trauriger Berühmtheit gelangten „Mavi Marmara“-Flottille unterbunden hätte.

Zur Erinnerung: Im vergangenen Mai waren einige Schiffe mit islamisch-fundamentalistischen und westlichen, meist links bewegten Aktivisten in See gestochen, um das israelische Embargo gegen Gaza zu brechen. Auf dem Flaggschiff „Mavi Marmara“ fiel eine Gruppe von 50 islamischen „Freiwilligen“ mit Eisenstangen und Messern über israelische Kommandos her, die das Schiff stoppen sollten. Überrascht von der Vehemenz der Gegenwehr, eröffneten diese das Feuer – neun Türken starben.

Organisiert wurde die Todesfahrt von einer militanten türkischen „Hilfsorganisation“ namens IHH. Die gehört zur religiösen Fundamentalistenorganisation Milli Görus, aus der ursprünglich auch die jetzige türkische Führungsriege stammt – sowohl Erdogan als auch Staatspräsident Abdullah Gül begannen ihre Karriere bei Milli-Görus-Gründer Necmettin Erbakan, als Fahnenträger eines islamischen Fundamentalismus mit politischem Herrschaftsanspruch.

Religion, im alten Regime des „Kemalismus“ der Militärs das Feindbild schlechthin, ist neben „Kurden“ zum Hauptthema, fast zum Prinzip der Politik geworden. Erdogan reist durch die Lande und nennt die Opposition bei jeder Gelegenheit „Gotteslästerer“, die die „Werte des Volkes nicht respektieren“. Und er nennt den CHP-Chef einen „Aleviten“, sprich: „keinen richtigen Muslim“ – obwohl Kilicdaroglu bis heute nie etwas über seine religiöse Zugehörigkeit gesagt hat.

Kilicdaroglu sei „verrückt“, schrie Erdogan ins Mikrofon, weil er gesagt habe, die Anzahl der muslimischen Religionsschulen müsse dem Bedarf an Imamen entsprechen und nicht zum allgemeinen neuen Schulmodell werden. Die frommen Massen buhten brav – Erdogan punktet jedes Mal, wenn er seinen Gegner einen Gegner Gottes nennt.

Wer gegen Erdogan ist, ist auch gegen Gott

Gegner Gottes und natürlich auch ein Beleidiger der „Werte des Volkes“ ist jeder, der gegen ihn ist: Das gilt auch für die kurdische BDP und die nationalistische MHP, die unter einer Reihe von Enthüllungsvideos über Sex-Abenteuer ihrer Führungsriege leidet. Doch wer dreht diese Videos und wer stellt sie ins Internet?

Erdogan behauptete auf einer Veranstaltung, säkulare Kurden würden ihren Kindern Verbrennungen zufügen, um sie davon abzuhalten, Muslime zu werden. Gemäß dieser Rhetorik ist der Ungläubige letztlich ein potenzieller Gewaltverbrecher. Die Türkei ist in den Jahren der AKP-Herrschaft muslimischer oder vielleicht nur offener muslimisch geworden. Wer (sunnitisch) fromm ist, ist jetzt Bürger erster Klasse.

Wer gerne modernes Theater sieht und Richard Dawkins’ Religionskritik teilt, fühlt sich heute fremder im eigenen Land als vor wenigen Jahren, ist morgen vielleicht „Gotteslästerer“ und „verletzt die Gefühle des Volks“, könnte gar – wenn er Einfluss hat in den Medien oder der Politik – als Putschverdächtiger im Gefängnis landen, wie eine ganze Reihe von Journalisten und Schriftstellern in den letzten zwei Jahren.

Erdogansche Religionskeule trifft auch jenseits der Politik

Nicht nur politische Meinungen sind gefährlich – gerade erst wurde die Übersetzerin Funda Uncu von der Polizei verhört, weil sie ein Buch namens „Snuff“ ins Türkische übersetzt hatte – da geht es um Sex und Mord. Wie könne sie nur so tief fallen, fragten die Inquisitoren, schäme sie sich nicht?

Als aber ein Hochschullehrer namens Orhan Ceker im März bemerkte, Frauen seien selbst schuld daran, vergewaltigt zu werden, wenn sie sich aufreizend kleiden, da wurde das ganz amtlich als „Meinungsfreiheit“ verbucht. Der Mann darf weiter „islamisches Recht“ lehren.

Die Schläge der erdoganschen Religionskeule sind in dieser muslimischer gewordenen Türkei gefährlich für Politiker, die auf Stimmenfang gehen. Lange Zeit bestand die Reaktion der Opposition in Wegducken. Er wisse sehr wohl, dass man Allahs Namen in anderen Zusammenhängen als dem Glauben nicht nennen dürfe, erwiderte Kilicdaroglu defensiv, als Erdogan ihm genau das vorgeworfen hatte….
welt

Türkischer Wahlkampf
Sexvideos und Größenwahn
spiegel


Islam in Deutschland – Achse des Guten – Lesetipp

8. Juni 2011

Die Wahrnehmung des Islam in Deutschland wird einerseits durch eine Jahrzehnte währende Indifferenz der deutschen Öffentlichkeit und Politik erschwert, andererseits durch die Undurchsichtigkeit muslimischer Gruppen, Organisationen und religiöser Zusammenhänge. Die üblichen westlichen Ansätze, ein Phänomen zu untersuchen, sozialwissenschaftliche Forschung, statistische Befragung etc. werden hier stark behindert, sei es durch eine religiös motivierte Abgrenzungs-Mentalität, sei es durch Nicht-Bereitschaft, Einblick in Interna islamischer Körperschaften zu gewähren. Kritische Selbstreflexion hat in der islamischen Kultur ohnehin kaum Tradition, die „Glaubensgemeinschaft“ (umma) – so unpräzise der Begriff angesichts der zahllosen inneren Spaltungen des Islam auch sein mag –, gilt im überlieferten Selbstverständnis als unfehlbar. Der Mangel an Offenheit und Transparenz von Seiten islamischer Organisationen hat fraglos zum steigenden Misstrauen gegenüber den muslimischen Einwanderern in Deutschland beigetragen.
In Deutschland leben heute rund vier Millionen Muslime (1). Die Zahl ist eine Schätzung, einmal, weil es eine offizielle Registrierung – vergleichbar der Eintragung in Kirchenregister – nicht gibt (2), zum anderen, weil sich die verschiedenen islamischen Richtungen und Ethnien oft kontrovers zueinander verhalten, bis zur gegenseitigen Nicht-Anerkennung als Muslime (3). Behördlicherseits beginnt das Problem mit der Frage, wer eigentlich als Muslim zu betrachten sei: die Zuordnung erfolgt sowohl nach der Herkunft als auch nach der Mitgliedschaft in islamischen Vereinen und Organisationen. Das heisst, der Begriff Muslim wird gemeinhin sowohl nach dem Glaubensbekenntnis, also konfessionell, als auch ethnisch-genetisch, nach der Geburt, definiert.
Diese grundsätzliche Unklarheit wird dadurch vertieft, dass nach verbreitetem Verständnis der islamischen Theologie jeder Mensch auf der Welt von Geburt Muslim ist, folglich die „Ungläubigen“ erst durch Erziehung oder gesellschaftliche Einwirkung in diesen – nach den elementaren Aussagen des Koran verächtlichen – Status versetzt wurden und daher Ziel von Bemühungen der islamischen „Glaubensgemeinschaft“ sind, sie für ihren eigentlichen, bei Geburt von Allah verliehenen, dann auf irgendeine Weise eingebüßten Status als „Gläubige“ zurück zu gewinnen. In diesem Sinne wird ein Übertritt in den Islam extrem leicht gemacht: es genügt das Aufsagen des Glaubensbekenntnisses (shahada) im Beisein zweier Zeugen. Dabei handelt es sich um zwei kurze Formeln aus dem Koran, auf Arabisch nachzusprechen, zunächst La ilaha il ’lahu, Es gibt keinen Gott außer Allah (4), sodann (verbunden durch die Konjunktion wa, und) die zweite Aussage Muhamadun rasulu ’lahi, Mohamed ist der Gesandte Allahs (5). Shiitische Muslime fügen oft hinzu: Ali ist der Freund Gottes. Um die Figur Ali, Schwiegersohn des Propheten, entstand bereits im 7. Jahrhundert das theologisch unversöhnliche Schisma zwischen Shiiten und Sunniten, das den Islam bis heute in einander feindliche, nicht selten Krieg führende Parteien spaltet. Mit dieser kurzen Deklaration ist der Eintritt in den Islam vollzogen. Zum Vergleich sei an die gründlichen Vorbereitungen bei einem Übertritt zur katholischen Kirche oder den oft Jahre dauernden Prozess einer Konversion ins religiöse Judentum erinnert. Dort werden von Proselyten theologische, historische und rituelle Kenntnisse erwartet, auf die der Islam bei seinen Anhängern verzichtet.
Den hohen Zahlen für Konvertiten zum Islam, die muslimische Organisationen angeben, sollte man misstrauen, weil sie erstens nicht nachprüfbar sind, zweitens in vielen Fällen Menschen – oft in einer gewissen Naivität – das islamische Glaubensbekenntnis sprechen, ohne Kenntnisse über den Islam erlangt zu haben, oft nicht einmal wissen, was es im religiösen Sinne bedeutet, Muslim zu sein (6). Die Unkenntnis vieler (auch in den Islam hineingeborener) Muslime über ihre eigene Religion wird bestärkt durch massive Verbote der herkömmlichen islamischen Theologie, über Glaubensfragen zu reflektieren. Von orthodoxen Muslimen wird eine text-analytische Beschäftigung mit dem Schrifttum des Islam grundsätzlich abgelehnt, es sei denn, sie beschränke sich allein auf die vom Propheten selbst oder seinen Genossen überlieferten Belehrungen. Der Koran sei nicht dazu da, „um an den göttlichen Text spekulative Tüfteleien anzuknüpfen (…) Da gelte vielmehr das Koran-Wort: Und wenn du solche siehst, die über unsere Zeichen grübeln, so wende dich von ihnen ab.“ (7) Schon Mohameds Freund und Nachfolger (im Amt des ersten Khalifen) Abu Bekr wird der Spruch zugeschrieben: „Wie könnte mich die Erde tragen oder der Himmel beschatten, wenn ich über den Koran nach meiner subjektiven Meinung (bi-ra’ji) spräche, als über etwas, wovon ich nichts verstehe (bi-ma la alamu).“ (8) Noch strikter lehnt der maßgebliche Theosoph at-Tirmidi jede nicht durch muslimische Autoritäten gebilligte Beschäftigung mit den „heiligen Texten“ ab: „Wer den Koran nach Gutdünken erklärt, ist dadurch ein Ungläubiger.“ (9) Das Wort „Ungläubiger“ bedeutet dem orthodoxen Muslim eine Chiffre für Feinde des Islam, gegen die alle möglichen Maßnahmen geboten sind, bis hin zu ihrer Tötung (10).
Exegese, tiefere Interpretation, kritische Text-Analyse, vergleichbar etwa dem rabbinischen Schrifttum oder der modernen Bibel-Kritik, hält traditionelle islamische Theologie bis heute weitgehend für unerlaubt, zumindest für Laien, erst recht für Nicht-Muslime. Zugleich ist dem, der einmal konvertiert oder in den Islam hineingeboren wurde, ein Austritt nach den islamischen Religionsgesetzen nicht mehr möglich. Der Koran verheisst: „Wer Allah verleugnet, nachdem er gläubig war (…) über die kommt ein Zorn von Gott und bestimmt ist für sie gewaltige Pein.“ (11) Wenn damit noch Strafen im Jenseits gemeint sind, fügt ein anderer Koranvers zum „Zorn von Gott“ den „Fluch der Menschen“ hinzu (12). In Sure 4,89 wird dann ausdrücklich die Abstrafung (Tötung) der „Abtrünnigen“ bereits im Diesseits und durch die „Gläubigen“ gefordert: „Wenn sie sich abkehren, dann greift sie und tötet sie, wo immer ihr sie findet“ (13). Auf diesen Koran-Stellen basieren die weiteren Regulierungen (u.a. der Sharia), wie mit Abtrünnigen zu verfahren sei.
Angesichts der inner-islamischen Rechtslage ist es begreiflich, wenn ehemalige Muslime ihre Abwendung vom Islam oder ihren Übertritt in andere Religionen in den meisten Fällen geheim halten. Nicht selten müssen prominente Konvertiten zum christlichen Glauben im heutigen Europa unter Polizeischutz leben. Von islamischen Rechtsgelehrten wird besonders der öffentlich gemachte Aus- oder Übertritt verübelt und für strafwürdig erklärt, wie etwa im Fall Magdi Allam (14). Mut zeigen auch die in Deutschland im Zentralrat der Ex-Muslime organisierten Frauen und Männer, wenn sie sich öffentlich vom Islam abwenden und in diesem Sinne publizistisch tätig werden. Man muss davon ausgehen, dass die Zahl der geheimen Aus- und Übertritte weitaus größer ist, ganz sicher innerhalb islamischer Länder, aber auch in europäischen Staaten, einschließlich Deutschlands.
Die schismatische Zerrissenheit des Islam in der Welt widerspiegelt sich auch in der deutschen Bevölkerungsgruppe, die wir unter dem Begriff Muslime zusammenfassen. Nach offiziellen Angaben sind etwa 74% von ihnen Sunni, 13% Aleviten, 7% Shiiten und 6% „Sonstige“ (darunter Ahmadi, Ibadit u.a.) Auch hier gibt es Schwierigkeiten der Festlegung: so so betrachten sich nicht alle der (in der Türkei diskriminierten) Aleviten als Muslime. Die Ahmadi werden von etlichen islamischen Richtungen nicht als Muslime anerkannt. Unter den als Shiiten Aufgeführten sind zahlreiche Exil-Iraner, die dem Islam gänzlich abgeschworen haben und aus diesem Grund emigrieren mussten. Da ein dem Kirchenaustritt vergleichbares Annulieren der islamischen Religionszugehörigkeit nicht möglich ist, bleibt auch unklar, wieviele Muslime religiös praktizieren, also im eigentlichen Sinn des Wortes die Bezeichnung Muslim verdienen (15). Alle vorgenannten Ungewissheiten erschweren eine Festlegung oder auch nur präzisere Schätzung der Zahl der in Deutschland lebenden Muslime.
Wie hoch auch immer die genaue Zahl der Muslime in Deutschland sein mag, eines steht fest: ihre Zahl ist steigend. Die deprimierende Demographie der Deutschen ist nicht erst seit Thilo Sarrazins umstrittenem Buch bekannt. Eines ihrer Symptome ist die weitaus höhere Geburtenrate der muslimischen Migranten gegenüber der ansässigen deutschen Bevölkerung, entsprechend das stetige Zunehmen der islamischen Minderheit in den heute schon überalterten, von Geburtenschwund gezeichneten europäischen Nationen. Die berühmte, auch von Sarrazin in seinem Buch zitierte Äusserung des türkischen Europa-Abgeordneten Vural Öger (eines Mitglieds der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands) belegt jedenfalls, dass man auf muslimischer Seite den Trend erkannt hat: „Im Jahr 2100 wird es in Deutschland 35 Millionen Türken geben. Die Einwohnerzahl der Deutschen wird dann bei ungefähr 20 Millionen liegen. Das, was Sultan Suleyman 1529 mit der Belagerung Wiens begonnen hat, werden wir über die Einwohner, mit unseren kräftigen Männern und gesunden Frauen verwirklichen.“ (16)
Die hohe Geburtenrate muslimischer Familien in Deutschland wird zweifellos durch die deutsche Sozialgesetzgebung begünstigt, die auch nicht arbeitenden Eltern durch Wohlfahrtszahlungen und staatliches Kindergeld eine erträgliche Existenz bietet, jedenfalls im Vergleich zu den Lebensmöglichkeiten in ihren Herkunftsländern. Dort ist die Geburtenrate – ganz anders als in Europa – oft rückläufig, etwa im Iran, einigen nordafrikanisch-muslimischen Ländern oder der Türkei (17). Als Gründe werden Armut, soziale Perspektivlosigkeit und Repression angenommen (Iran), aber auch westliche Einflüsse und steigender Wohlstand (Türkei). In der für Europa als bedrohlich empfundenen demographischen Entwicklung liegt ein weiterer Grund für das wachsende Misstrauen gegenüber der muslimischen Minorität.
Deutschland war auf die Problematik einer muslimischen Masseneinwanderung nicht vorbereitet, weder der Staat, noch der einzelne Bürger. Die religiösen Besonderheiten des Islam waren im allgemeinen Bewusstsein nicht mehr präsent, nicht einmal im Bewusstsein derer, die sich von Berufs wegen damit beschäftigten. Jahrzehnte lang standen die Orient-Wissenschaften unter dem Verdikt eines Relativismus, der in der berühmten „Ringparabel“ seinen metaphorischen Ausdruck gefunden hatte. Die schon vordem in der europäischen Literatur bekannte Legende erlangte in Lessings philosophischer Interpretation eine folgenschwere Bedeutung: die falsche These von einer tiefgehenden Ähnlichkeit, sogar Gleichheit der „drei abrahamitischen Religionen“ überblendete ihre fundamentalen Unvereinbarkeiten. Bei genauerem Hinsehen erweist sich die Metapher von den „drei gleichen Ringen“ als verfehlt. Die ideengeschichtliche Reihenfolge der drei monotheistischen Religionen wird in dieser belletristischen Erzählung ebenso vernachlässigt wie die elementaren Unterschiede im Gottes- und Menschenbild, in der textlichen Konsistenz, im Verhältnis zu Krieg und Frieden oder in der gesellschaftlichen Vision der drei in Frage stehenden Religionen (18).
Eine Romantisierung der morgenländischen Sphäre hatte – nach langer Zwangspause in der Wahrnehmung – bereits im späten 18.Jahrhundert in Europa eingesetzt, spätestens mit Goethe, Hauff und Heine war sie auch in der deutschen Literatur – und darauf folgend in den Fachwissenschaften – etabliert (19). Diese Tendenz beeinflusst bis heute das europäische Bild vom Islam, unerachtet aller historischen und gegenwärtigen politischen Erfahrungen. Die zwei früheren Versuche des Islam, Europa zu erobern, zunächst durch arabische Invasionsheere vom siebenten Jahrhundert bis ins Mittelalter, dann nochmals, einige Jahrhunderte später, durch die Militärmaschinerie des osmanisch-türkischenen Reiches, dringen erst jetzt wieder allmählich ins europäische Bewusstsein. Es blieb einem Papst vorbehalten, an die grausame Eroberung Konstantinopels und die islamische Unterjochung des Balkan, Griechenlands und vieler anderer europäischer Gebiete bis ins neunzehnte Jahrhundert zu erinnern. Dantes oder Voltaires Warnungen vor dem expansiven, inhumanen Charakter der Botschaft Mohameds waren lange Zeit aus der Erinnerung ausgeblendet (Voltaires Stück Le Fanatisme ou Mahomet le prophète wird bis heute aus Angst vor islamischen Protesten nicht gespielt). Auch moderne Islam-Kritik, etwa die fundierten wissenschaftlichen Analysen von Henri Pirenne, Abraham Geiger, Ignaz Goldziher oder Franz Rosenzweigs Darstellung des Islam als Gegenkonzept zum biblischen Humanismus in seinem sonst ausführlich rezipierten Hauptwerk Der Stern der Erlösung, wurden kaum beachtet. Ein nebulöses, verharmlosendes Bild des Islam hat sich tief ins europäische Denken gesenkt. Es ist längst Bestandteil der Schulbildung und (von Ausnahmen abgesehen) der verbreiteten akademischen Lehrmeinung geworden, mit weitreichenden Folgen für die politische Realität des heutigen Europa.
Im Sinne einer ideologisch bedingten Vernachlässigung des Religiösen wurde die Einwanderung von Muslimen zunächst als solche gar nicht wahrgenommen: man sprach von „türkischen Gastarbeitern“ oder „Flüchtlingen aus Krisenregionen“, ohne sich über die kulturell-weltanschaulichen Hintergründe dieser Einwanderer Gedanken zu machen. Da der sukzessiven Masseneinwanderung von Türken nach Deutschland (seit dem Anwerbe-Abkommen von 1961) beiderseits wirtschaftliche Motive zu Grunde lagen, zudem aus einer Neigung westlicher Staaten, den ökonomischen Gesichtspunkt zu verabsolutieren, wurde man kaum gewahr, dass dieser Vorgang mit dem Import unbekannter Lebenshaltungen verbunden war, geprägt von einer – in ihren herkömmlichen, verbreiteten Auslegungen – expansiven Weltanschauung, deren bemühte Verharmlosung die Wahrnehmung des Problems bis heute erschwert. Islamische Aggression gegen Europa ist weitgehend aus dem Geschichtsunterricht ausgeklammert, historische oder gegenwärtige Konflikte mit Muslimen werden nach verbreitetem Denkmuster auf westliche Schuld zurückgeführt (Kolonialsmus, Kreuzzüge), nicht auf die religiös gebotene Expansivität des traditionellen Islam. Die Debatte um die muslimischen Einwanderer blieb lange Zeit ein Detail innerdeutscher Auseinandersetzungen zwischen Linken und Konservativen um konturlose Begriffe wie „Fremdenfeindlichkeit“ oder „Multikulturalität“. Diese Befangenheit war vor allem dort vorherrschend, wo Einwanderung keine ökonomischen Gründe hatte, sondern (wie bei politischen Flüchtlingen aus arabischen Staaten) humanitäre. Die radikale Islamisierung ihrer Herkunftsländer seit Ende der Siebziger Jahre wurde erst spät als Problem erkannt, etwa der Wandel des „NATO-Partners“ Türkei von einem – zuminderst in der Aussenpolitik – pro-westlich orientierten zu einem mehr und mehr von religiösen Fundamentalisten beherrschten Staat.
Der Islam unterscheidet sich elementar von den anderen monotheistischen Religionen, Judentum und Christentum. Zunächst in seiner Genese, die ab ovo von Abgrenzung und Segregation bestimmt war. Segregation war das Muster der muruwa, des existentiellen Kodex der Beduinenstämme, an die sich Mohamed wandte und denen er die damit eigentlich inkompatible Ethik der biblischen Gesetzesreligion auferlegen wollte. Im Koran werden zwei Lebenshaltungen verquickt, die miteinander unvereinbar sind: die tribalistische Ausschliessung des „Anderen“ und das biblische Konzept der Gemeinsamkeit und Toleranz. Diese Ambivalenz ist der unlösbare innere Konflikt des Islam bis in unsere Zeit, auf ihm beruht ein Großteil seines Aggressionspotentials (20). Obwohl Franz Rosenzweig den Koran, ideengeschichtlich gesehen, ein „Plagiat“ nennt, da sich der Prediger der Suren fast ausschliesslich biblischen Materials bedient, vollzieht diese grundlegende religiöse Schrift der Muslime auf radikale, polemische Weise eine Verwerfung derer, die zuvor im Besitz dieses Wissens waren: Juden und Christen. Von daher ist der Koran über weite Strecken antijüdische und antichristliche Polemik. Die zunächst noch als „Leute des Buches“ bezeichneten Juden und Christen werden im weiteren Textverlauf den „Ungläubigen“ gleichgestellt. Insbesondere Judenhass ist ein Leitmotiv des Koran (21).
Der Islam unterscheidet sich auch in seinem Menschenbild elementar vom biblischen Konzept. Anders als Juden- und Christentum kennt der Islam keine Gleichwertigkeit aller Menschen vor dem Schöpfer, wie sie der biblische Text (etwa Psalm 145,9) postuliert. Folglich ist auch das biblische Konzept vom „Andersdenkenden“ unbekannt, die Achtung vor dem „Anderen“ und „Fremden“ oder der elementare Respekt vor den Frauen (22). Der Koran klassifiziert die Menschheit im Sinne einer klaren, angeblich gottgewollten Hierarchie in „Gläubige“ und „Ungläubige“. Ähnlich disqualifizierend, für Euopäer kaum nachvollziehbar ist die Behandlung der Frauen in diesem religiösen Grundlagentext, etwa die dort ausgesprochene Legitimation der Vergewaltigung in der Ehe (Sure 2,223) oder der körperlichen Züchtigung „ungehorsamer“ Frauen (Sure 4,34). Die generelle Unterteilung der Menschheit in zwei Klassen, die der Koran vornimmt, bedeutet die Zurücknahme des biblischen Konzepts von der Gleichwertigkeit aller Menschen, legitimiert Sklaverei und andere Formen „gottgewollter“ Unterwerfung von „Ungläubigen“ und macht den Islam zur einzigen der weltweiten Religionen, die offen Apartheid predigt.
Nach verbreiteter Lesrart der islamischen Quellen (Koran, Hadith etc.) obliegt der „Gemeinschaft der Gläubigen“ (umma) die Expansion ihres Herrschaftsbereichs, des dar al-islam, bis die Welt von „Ungläubigen“ frei ist (und von diesen keine „Verführung“ mehr ausgehen kann, Sure 2,191), folglich die territoriale Eroberung der Welt. Politisch gesehen, ist der Islam eine globale Erlösungslehre, ähnlich dem Marxismus (23). Islamische Organisationen in Europa sollten daher genau beobachtet werden, ob sie tatsächlich nur Netzwerke des Gemeindelebens und der Ausübung religiöser Alltagspraxis sind oder sich als Kräfte im weltweiten jihad verstehen. Die von der Türkei ausgehende, internationale Vereinigung Milli Görüs zeigt, wie schwer die Grenze zwischen Religionsfreiheit und bedrohlichen Aktivitäten zu ziehen ist (24). Auch die palästinensische Hamas, in ihrer undurchsichtigen Verquickung aus sozialem Netzwerk und Terrorgruppe, erschwerte den deutschen Behörden über längere Zeit eine konstruktive Haltung (25).
Das Eindringen des Islam nach Europa reflektiert eine Schwäche der westlichen Staaten, ihre reduzierte Fähigkeit, die eigenen Werte zu verteidigen, sowohl ideell als administrativ. Auch aus diesem Grund wurden die Gefahren muslimischer Masseneinwanderung lange verdrängt. In seinem berühmten Buch Les Barbares analysierte der französische Historiker Louis Halphen das siegreiche Vordringen der Glaubenskrieger Mohameds in das Europa des frühen Mittelalters, doch er sah den Grund dafür weniger in der Stärke des Islam, als in der damaligen Demoralisation Europas: „Die Siege der Araber sind darauf zurückzuführen, dass die Welt, die sie angriffen, reif war für ihren Untergang.“ (26)
Die Situation heute unterscheidet sich von der damaligen vor allem darin, dass der Westen seinerseits immensen Einfluss auf den Islam ausübt: über seine Kulturausstrahlung auf die Bevölkerungen muslimischer Länder, durch seine in vielem verlockende Gegenwart auf die Einwanderer in der eigenen Sphäre. Für die seit Jahrhunderten unterdrückten Völker der islamischen Welt, besonders für die Frauen und andere verachtete Gruppen, besitzen die westlichen Freiheiten eine ungeheure Faszination. Die wachsende Zahl abtrünniger Muslime legt nahe, zwischen Muslimen und dem Islam grundsätzlich zu unterscheiden: nicht selten empfindet in diesem religiösen System der oder die Einzelne starke Bedrückung und Frustration (27). Eine von den Zwängen des Islam freie Umgebung – etwa in einem westlichen Land – kann der Schlüssel zu ihrer individuellen Befreiung sein. Wie sich schon heute zeigt, finden sich unter ihnen Frauen und Männer, die entschiedener für die Werte der westlichen Welt eintreten als mancher dort Geborene.
Achse des Guten


Nur der Islam hat seine eigene Phobie – Moslems stellen sich als Opfer hin,obwohl Sie weltweit Täter sind

7. Juni 2011

Die Publikation des Amts für religiöse Angelegenheiten der türkischen Erdogan-Regierung ist an Deutlichkeit nicht zu übertreffen. „Die Missionare wollen unseren jungen Leuten den Glauben stehlen“, heißt es dort. Dass dies mehr ist als verbale Kraftmeierei, um die radikalen Anhänger der Regierungspartei AKP zu befriedigen, haben Übergriffe und sogar Morde an Christen in letzter Zeit eindrücklich dokumentiert. „Christen werden als potenzielle Kriminelle, Separatisten und Landesverräter dargestellt“, sagt der Präsident des Bundes der protestantischen Kirchen in der Türkei, Bedri Peker.

Bei umgekehrten Vorzeichen wäre die Analyse klar: „Islamophobie“. Der Begriff wird nicht nur von Moslemverbänden inflationär benutzt, wann immer sie Kritik am Islam wittern; auch zahlreiche europäische Intellektuelle sind damit rasch bei der Hand. Noch nie hat indes jemand der Regierung Erdogan vorgeworfen, sie sei christophob. Und wenn in Pakistan, Ägypten, Algerien oder dem Irak Christen aus dem einzigen Grund ermordet, entführt oder vertrieben werden, weil sie Christen sind, sieht niemand Christophobie am Werk.

Ähnliches gilt für das buddhistisch-islamische Verhältnis. Im Süden Thailands werden buddhistische Mönche immer wieder Opfer fanatisch-islamischer Patani, die sich von der Zentralregierung loslösen wollen. Und als die Taliban die 1500 Jahre alten Buddha-Statuen von Bamiyan gesprengt haben, weil sie darin nur „ein paar Gesteinsbrocken“ sahen, empörte sich niemand über „buddhophobe“ Tendenzen im Islam.

Zweifellos gibt es irrationale Ängste, also Phobien, gegenüber allen Religionen, doch es ist bemerkenswert, dass im internationalen Sprachgebrauch allein das Wort „islamophob“ existiert. Offensichtlich ist es der islamischen Welt und ihren Sympathisanten gelungen, Begriffe zu besetzen und damit eine Stimmung zu erzeugen, als ob allein Muslime Opfer von Diskriminierung seien.

Bei den Begrifflichkeiten geht es um Stimmungsmache

Doch der Begriff wird weiterleben; geht es doch nicht um einen offenen Diskurs, sondern um Stimmungsmache. Wenn Islamkritiker unter den Generalverdacht des Rassismus gestellt werden, ist die moralische Hierarchie fest verankert. Lässt sich die eine oder andere Schattenseite im Islam dennoch nicht völlig wegdiskutieren, hat sich eine Unterscheidung eingebürgert, die einzuhalten zwingend geboten ist, um nicht gleich als Pauschalist entlarvt zu werden: Der Unterschied zwischen „islamisch“ und islamistisch“. Allgemein gilt, „islamisch“ ist die korrekte Auslegung des Korans; „islamistisch“ die Variante von Fanatikern, die den Koran missbrauchen.

Nun mag es durchaus sinnvoll sein, einen Sufi-Mystiker von einem Al-Qaida-Kämpfer schon rein begrifflich abzugrenzen, doch einen solchen Unterschied gibt es wiederum nur für den Islam. In Indien werden die Fanatiker um die Nationale Freiwilligenorganisation RSS, die alle Nicht-Hindus am liebsten aus dem Subkontinent vertreiben möchten, ebenso „hinduistisch“ genannt wie ein Guru in einem Ashram von Rishikesh, der täglich mehrere Stunden für den Weltfrieden meditiert.

Warum werden die Militanten nicht zu Hindudisten? Auch für die Christenheit böte sich an, einen fanatischen Kreuzzügler wie Bernhard von Clairvaux oder militante Abtreibungsgegner mit einem anderen Attribut zu belegen als Franz von Assisi.

Die Differenzierung ist ideologischer Natur

Die Exklusivität nährt den Verdacht, dass die Differenzierung ideologischer Natur ist. Wenn das gewaltbereite Potenzial semantisch ausgegrenzt wird, hat es mit der Religion nichts mehr zu tun. Es gibt inzwischen sogar besonders eifrige Sympathisanten des Islam, die noch nicht einmal das Etikett „islamistisch“ akzeptieren.

So erklärte der Präsident der Jesuiten-Hochschule für Philosophie in München, Prof. Michael Bordt SJ, in einem Radio-Interview: „Es ist unverantwortlich, arabische Terroristen als Islamisten zu bezeichnen, weil damit der Islam, eine im Kern friedliche Religion, unter Generalverdacht gestellt wird.“

Offenbar werden, wenn es um den Islam geht, sogar die klugen Jesuiten verwirrt, denn zum einen definiert sich al-Qaida eben nicht nach ethnischem Selbstverständnis, sodass auch zahlreiche Panjaber, Pashtunen, Malaien, Iraner, Türken und bekanntlich sogar Deutsche rekrutiert werden. Und zum anderen gibt es im Koran beide Traditionen, die friedliche aus der frühen Mekka-Zeit und die militante aus der späteren Medina-Zeit, als Mohammed aktiv an den Auseinandersetzungen um die Vorherrschaft teilgenommen hat.

Wer ernennt den Kritiker?

Auf andere Begriffe der semantischen Ideologisierung sei nur am Rande hingewiesen, so „Feindbild Islam“, eine seit langem benutzte Vokabel, um inhaltliche Kritik im Keim abzuwürgen. Oder, besonders delikat: „selbsternannte Islamkritiker“. Wer, bitte, soll denn Kritiker ernennen? Etwa die Kritisierten selbst?

Dies böte völlig neue Perspektiven im Kulturbetrieb, wenn Rezensionen nicht mehr von den „selbsternannten Kritikern“ des Feuilletons verfasst werden, sondern nur noch von Personen, die Verlage und Theater autorisiert haben. Auch Politiker würden sich viel Ärger ersparen, wenn sie sich nur den Kritikern stellen müssten, die sie selbst ernannt haben.

Der Autor ist Publizist. Von ihm gerade erschienen: „Die Opferrolle. Der Islam und seine Inszenierung“, Herbig Verlag München 2011.

welt


"Die Islamisten sind stärker als wir Reformer" gefährliche Türkei

7. Juni 2011

Vor 20 Jahren forderte Bassam Tibi einen modernen und aufgeklärten „Euroislam“. Nun zieht der gläubige Moslem ernüchtert Bilanz. Er warnt besonders vor islamistischen Tendenzen in der Türkei.

Vor 20 Jahren forderte Bassam Tibi einen modernen und aufgeklärten „Euroislam“. Nun zieht der gläubige Moslem ernüchtert Bilanz. Er warnt besonders vor islamistischen Tendenzen in der Türkei.

Herr Tibi überwiegt beim Blick auf die Revolutionen in Nordafrika die Sorge oder die Freude?

TIBI: Im Englischen sagt man das ist ein gemischter Korb: Hoffnung und Sorge. Die Hoffnung besteht darin, dass große Teile der arabischen Bevölkerung auf die Straße gehen und angstfrei ihre Unzufriedenheit artikulieren. Meine Sorge ist aber, dass sich die Islamisten etwa in Ägypten bereits auf eine Machtübernahme im Namen der Demokratisierung vorbereiten. Die islamistischen Bewegungen sind die Einzigen, die wissen was sie wollen. In Zeiten der Unterdrückung waren sie die einzige Opposition, die im Hintergrund arbeitete und ihre Zentralen in Europa hat: in Deutschland, Großbritannien und den skandinavischen Ländern.

Auch in Österreich?

Auch in Österreich. Die Moslembrüder sind massiv präsent und haben viel Macht. Sie werden hier durch den Rechtsstaat geschützt.

Mit Moslembrüdern ist kein demokratischer Staat zu machen?

Sie spielen ein Doppelspiel: Nach außen reden sie liberal und demokratisch, in ihrem eigenen Kreis treten sie für einen Scharia-Staat ein. Aber Scharia und Demokratie vertragen sich wie Öl und Wasser. In einer Demokratie muss man zwar auch undemokratische Bewegungen einbinden, aber man darf ihnen nicht die Macht überlassen. Wir sehen das jetzt in der Türkei.

In der Türkei?

Die Türkei ist formal ein demokratisches Land, wo die Regierung demokratisch gewählt ist, aber die Regierungspartei AKP ist keine demokratische, sondern eine islamistische Partei, die das Land wie in einem Einparteienstaat regiert. 163 türkische Journalisten sind ohne Gerichtsprozess in Haft. Wer heute Premier Recep Erdogan kritisiert, wird morgen verhaftet. Die AKP islamisiert das Land schleichend mit formal demokratischen Mitteln.

Zugleich schmiedet die Türkei an einer neuen Achse mit dem Iran.

Politisch wird die Türkei zu einer Regionalmacht und es ist wichtig, eine Verbindung zum Iran zu haben. Die Türkei bleibt Mitglied der Nato, bleibt Aspirant auf Mitgliedschaft in der EU. Zugleich driftet sie langsam von der westlichen Allianz ab und baut sich als Regionalmacht im Nahen Osten auf, die teilweise antiwestlich ist.

Wäre die EU gut beraten, der Türkei eine Beitrittsperspektive zu bieten, um dieses Bündnis zu verhindern?

Das ist ein unheimlich naiver Glaube in Europa. Man sagt, wenn die Türkei Mitglied der EU werden würde, würde die Türkei demokratisiert. Aber die EU ist kein Demokratisierungsklub. Man erfüllt die Aufnahmekriterien oder nicht. Auch Griechenland wurde auf Basis gefälschter Tatsachen Mitglied der Währungsunion. Und die griechische Ökonomie wird durch die EU nicht besser. So verhält es sich mit der Türkei, in Bezug auf Demokratie. Nach den Wikileaks-Enthüllungen wissen wir: Der türkische Außenminister hat intern gesagt, wir wollen Mitglied der EU werden, um auf diese Weise den Islam besser in Europa verbreiten können.

Sie sind ganz klar gegen einen EU-Beitritt der Türkei?

1998 habe ich mich für den Beitritt ausgesprochen. Damals war das Land noch nicht unter islamistischer Herrschaft. Ich sage immer noch nicht Nein, aber man muss ganz genau beobachten, was passiert. Wenn diese Entwicklung zum Islamismus die Türkei weiterhin bestimmt, dann sollen die Europäer die Tür zumachen. Ich möchte nicht, dass ein islamistisch regiertes Land wie ein trojanisches Pferd die EU kaputt macht.

Präsident Abdullah Gül war in Österreich auf Staatsbesuch, und hat ausgerechnet einen islamistischen Studentinnenverein besucht. Hat das System?

Das hat System. Als er noch Außenminister war, hat Gül die deutsche Bundesregierung aufgefordert, die islamistische Bewegung ?Milli Görüs“ von der Liste der verfassungsfeindlichen und undemokratischen Bewegungen zu streichen. Die deutschen Politiker haben ihn darauf aufmerksam gemacht, dass in einer Demokratie Behörden unabhängig arbeiten. Gül hat das nicht verstanden. Als der frühere US-Präsident Bill Clinton wegen der Lewinsky-Affäre Probleme hatte, hat der syrische Staatspräsident den amerikanischen Botschafter gefragt, warum Clinton nicht einfach den Staatsanwalt verhaftet. Genauso denkt Gül.

Sie haben vor 20 Jahren einen Euro-Islam beschworen, einen sekulären Islam der sich von der Scharia verabschiedet. Sind die europäischen Muslime diesem Ideal seither näher gekommen?

Ich habe Anhänger. Sie haben voriges Jahr in Deutschland eine Bewegung gegründet: Verband europäisch-demokratischer Muslime. Ich bin keine Ein-Mann-Sekte, aber ich muss offen sagen, dass Islamisten in Europa, auch hier bei Ihnen in Österreich, stärker sind als wir. Die haben mehr Geld, mehr Mittel. Die verstorbene Innenministerin Liese Prokop hat mich zu einem Dialog mit dem früheren Vorsitzenden der Islamischen Glaubensgemeinschaft eingeladen. Er hat erklärt, dass sein Verband zu dem Ergebnis gekommen sei, dass mein Modell eindeutig abzulehnen sei. Ich habe gesagt: ?Wenn Sie keinen europäischen Islam haben wollen, dann sind sie nicht für Integration.“ Ich bin aus Protest aufgestanden und weggegangen. Mit diesen Leuten kann man nicht seriös diskutieren.

quelle


Warum ist der Islam ein Problem? Lesetipp

5. Juni 2011

Ein Erklärungsversuch…

Wir brauchen uns nichts vorzumachen oder den Versuch unternehmen das Kernproblem rhetorisch zu kaschieren. Die so genannte „Migrantengruppe mit Integrationsproblemen“ sind in Deutschland mehrheitlich Menschen, die aus der Türkei oder arabische Länder stammen. In Frankreich sind es die Nordafrikaner, in Großbritannien Pakistaner und Inder. Wir können also mit ruhigem Gewissen die nationale Herkunft als Konfliktpotenzial ausschließen. Das verbindende Element zwischen diesen Gruppen ist ohne jeden Zweifel der islamische Hintergrund.

Leider wagen wir es noch nicht – zumindest offiziell – dieses Problem bzw. diesen Zusammenhang offen anzusprechen. Eine Diskussion über die Rolle des Islams ist aus diversen Gründen politisch nicht erwünscht. Hierbei spielt nicht nur die Rücksichtnahme in der Außenpolitik eine Rolle.

Es gibt natürlich einige hilflose Erklärungsversuche wie zum Beispiel: „Nein, nicht der Islam ist ein Problem, sondern die Unterschicht ist ein Problem“. Übrigens, dieses Argument ist sehr beliebt in den Kreisen der türkisch-islamische Community.

Man meint damit „diese Menschen haben eine niedriges Bildungsniveau und daraus resultieren die Probleme“. Da bin ich mir ehrlich gesagt nicht so ganz sicher. Wir haben hier auch Menschen aus Italien, Polen, Griechenland oder Portugal, die (teilweise) nicht gerade zu Bildungselite gehören. Haben wir mit diesen Menschen die gleichen Probleme? Gewiss nicht. Stellen Sie sich mal vor, jeder Mensch in Europa der aus einer bildungsfernen Schicht stammt würde ähnliche Probleme verursachen. Unsere Gesellschaft wäre drei Tage später am Ende. Die Erscheinungsformen der Islamproblematik sind auch bei Mittel- und Oberschichten, ja sogar bei den sogenannten Akademikern der muslimischen Migranten anzutreffen. (Siehe Stern-Artikel „Ungebildet – und dennoch integriert“)

Was sind das also für Probleme die das Zusammenleben mit Muslimen so schwer machen? Man kann hier seitenlang die Erscheinungsformen auflisten. Wir können aber auch die Probleme mit Muslimen in ein paar wenige Hauptgruppen aufteilen. Zum einen unsere alltäglichen Probleme vor Ort: Kopftuch, Burka, aggressive Jugendliche, bildungsfernes Leben, Kriminalität, Frauenfeindlichkeit, Intoleranz, antidemokratische Haltung usw. Diese bezeichnen wir dann (fälschlicher Weise), ganz allgemein als “Integrationsprobleme”. Sind das wirklich migrationbedingte Probleme? Ganz sicher? Ich hege hier ganz starke Zweifel.

Wie kommt es dann, dass die islamisch geprägten Kreise, mit genau den gleichen Problemen auch in ihre jeweiligen Heimatländer in Erscheinung treten? Die Türkei ist ein gutes Beispiel dafür. Aggressiv-nationalistische Jugendliche, antidemokratische Gesinnung in weiten Teilen der Bevölkerung, Ehrenmorde, Frauenfeindlichkeit, Überfälle auf Kunstgalerien, Überfälle auf Lokale mit Alkoholausschank und Hetze gegen nicht-muslimische Minderheiten. Man braucht doch nur die Tageszeitungen aus der Türkei zu lesen und der gesunde Menschenverstand sagt: wenn die gleichen Probleme hier sowie in dem jeweiligen Herkunftsland auftreten, können sie nicht „migrationsbedingt“ sein. Oder will irgendjemand das Gegenteil behaupten?

Hinzu kommt die Tatsache das wir auch auf globaler Ebene Schwierigkeiten mit islamischen Ländern haben: Kriege, Rückständigkeit, Terror, Missachtung der Menschenrechte und, und, und … Diese Probleme treten nicht nur in den ärmeren Ländern der islamischen Welt, sondern genauso in den schwerreichen Ländern auf.

Gibt es einen Zusammenhang zwischen beiden Problemfelder?
Wenn ja, welche und vor allem warum?

Einige von euch werden hier mit Recht protestieren und sagen „die Mehrheit der Muslime in Deutschland und auf der Welt sind rechtschaffende, anständige Menschen“. Es stimmt. Doch diese Feststellung macht die Problematik nur umso brisanter. Wie kann es denn bitte sein, dass eine angeblich so kleine, verschwindende Minderheit so viele Probleme verursachen kann? Sind diese wirklich alle auf eine kleine Minderheit zurückzuführen? Warum wirken die vielen rechtschaffenden Muslime wie gelähmt gegenüber der aggressiven Intoleranz oder dulden sie etwa menschenverachtende Rückständigkeit? Warum können oder wollen sie nichts dagegen unternehmen?
Wie gesagt, sie sind ja nur Erscheinungsformen und nicht die Ursachen. Wir müssen aber die Ursachen und das Ausmaß der Problematik verstehen, um jetzt und heute, im Interesse der künftigen Generationen (mit oder ohne Migrationshintergrund), sofort Entscheidungen zu treffen und Maßnahmen einzuleiten. Da hilft uns keine sinnentleerte „political correctness“, keine kleinkarierten Gruppeninteressen oder parteipolitische Rücksichtnahmen. Wenn die Demokraten nicht im Stande sind diese tickende Zeitbombe rechtzeitig zu entschärfen, so werden bald einige faschistoide Volkstribune (egal von welche Seite) in der politische Führung der Gesellschaft mitreden und aus der Unwissenheit und Angst der Menschen, Hass schüren. Wir haben uns viel zu viel Zeit gelassen.

Nein, wir reden hier nicht über den politischen Islam. Auch nicht über islamisch motivierte radikale Vorstellungen. Gemeint ist hier der alltäglich „praktizierte“ Islam und der daraus resultierende kulturelle Hintergrund. Denn nur dieser Islam hat mit diesem Thema etwas zu tun. Natürlich gibt es Schnittstellen zum radikalisierten bzw. politisierten Islam, das wäre aber momentan nicht mein Thema.

Es ist für uns alle (auch für Muslime) ein großes Dilemma. Auf der einen Seite: ganz normale, liebenswürdige, anständige Menschen. Auf der anderen Seite: egal wo diese Menschen als Großgruppe (als Minderheit, Volk, Nation usw.) leben, gibt es diese furchtbaren, kriegslüsternen, menschenverachtenden Erscheinungen.

Wie also kann man dieses Paradox erklären? Woher und wie kommt das?
Ich will versuchen es zu erklären…

Jedoch muss ich hierfür eine etwas andere Sichtweise ins Spiel bringen …
Kennen Sie irgendeine wichtige Erfindung oder Entdeckung aus den letzten 1000 Jahren (mit oder ohne Nebenwirkungen), die aus einem islamischen Land stammt? Kompass, Dampfmaschine, Computer, Buchdruck, Penicillin, Radio, Fernsehen, Verbrennungsmotor, Internet, Nanotechnik, – von mir aus – Kernspaltung? Nein? Keine Angst, es handelt sich hier bei Ihnen nicht um eine Bildungslücke. Es gibt nämlich keine. Alle Errungenschaften wurden entweder vor diese Zeit erfunden oder wurden einfach von Anderen übernommen.

Sind Sie überrascht? Oder einfach nie darüber Gedanken gemacht? Vielleicht fragen Sie sich ja: „was hat denn bitte diese Tatsache mit unserem Thema zu tun?“ An dieser Stelle will ich Ihnen schon mal so viel verraten: „enorm viel.“
Jetzt wird es ein wenig problematisch, denn wie wollen wir diese Phänomen erklären? Wir versuchen es, in dem wir gängige bzw. in Frage kommende Argumente untersuchen:

Erster Versuch: „Alle Muslime sind faul und doof.“
Nicht nur der gesunde Menschenverstand sondern auch unsere Alltagsbeobachtungen, jeder Historiker, jeder Soziologe wird uns sofort von Gegenteil überzeugen. Rassistischer Schwachsinn! Abgehakt!

Zweiter Versuch: „Muslime sind arm und können sich die notwendige Bildung
nicht leisten.“
Auch das stimmt nicht. Der islamisch beherrschte Teil der Welt war jahrhundertelang reicher als alle anderen auf dieser Welt. Und heute ist es teilweise – dank der Petromilliarden – immer noch so. Sie können sich teuerste Bildung leisten und Generationen von Muslimen haben an Elite-Universitären der westlichen Welt studiert und tun es noch immer. Abgehakt!

Dritter Versuch: „Sie leiden immer noch unter den Spätfolgen des Imperialismus.“
Haut leider auch nicht hin. Der Imperialismus der Moderne ist eine relativ neue Erscheinung der Geschichte. Was vorher war? Vorher gab es eine längere Zeitperiode in der die Muslime, und nicht die jetzigen europäischen Staaten, die imperialen Machthaber waren. Und wieder einmal: abgehakt!

Vierter Versuch: „Die klimatische Bedingungen stehen dem im Wege.“
Das ist eins der schwachsinnigsten Argumente das ich je gehört habe und nichtsdestotrotz eines, dass ich immer wieder höre. Es gibt nämlich auch muslimisch beherrschte Gebiete mit sehr günstigem Klima. Außerdem sind Muslime bereits seit 1453 (permanent und) bis heute auch in Europa. Haken dran!

Fehlt vielleicht noch irgendein anderes Argument? Ja, natürlich.

Fünfter Versuch: „Muslime brauchen nichts Neues zu erfinden oder entdecken, da alles was die Menschheit braucht, bereits im Koran steht.“
Wenn Sie jetzt denken, das habe ich mir gerade als satirische Einlage ausgedacht, muss ich Ihnen leider mitteilen, dass Sie sich täuschen. Das ist einer der häufigsten Argumente in islamischen Ländern. In diesem Fall müssen wir davon ausgehen, das alle Muslime, sogar die islamischen Gelehrten richtige Nullen im Koran lesen sind. Sie lesen, aber verstehen nicht. Na dann…

Und jetzt? Sie denken bestimmt, „es kann doch nicht sein, dass ein so großer und wichtiger Teil der Menschheit einfach 1000 Jahre lang vor sich hindämmert.“
Ich würde gerne eine zweite Frage stellen, um meine spätere Antwort ein wenig zu veranschaulichen.

Kennen Sie eine bahnbrechende Erfindung aus einem christlichen Land, aus der Zeit zwischen dem 5. und 14. Jahrhundert (was man allgemein als Mittelalter bezeichnet)? Nein? Auch richtig. Es gibt nämlich auch hier keine. Übrigens, diese „seltsame“ geschichtliche Parallele wird uns immer verfolgen.

Religionen als Gesellschaftsmodell
Monotheistische Religionen sind aus näherer Betrachtung nichts anderes als eine Idee von einer Gesellschaft, entworfen um das alte System zu stürzen. Wie jede andere Idee oder Entwurf durchleben sie bestimmte Zyklen. Sie kommen auf die Welt, erleben eine revolutionäre Phase, begeistern die Massen, erobern die Macht und erklären sich irgendwann selbst zur Staats- und Gesellschaftsform. Und genau in diesem Moment beginnt die Starre. Die Religion als Staatsgerüst geht eine Symbiose mit Mächtigen ein. Von nun an ist jede Kritik an der Religion, eine Kritik an den Herrschern und natürlich umgekehrt.

Jetzt wird das Verhältnis zwischen Individuum und Gesellschaft (im Sinne der Menschenmasse) immer problematischer. Denn dieses Gesellschaftsmodell ist zur Gunsten der Gesellschaft zementiert. Individualität hat kaum Platz in diesen Strukturen. Sie wird erstickt und jeder Fortschritts- und Erneuerungsimpuls, welcher nur durch ein freies und gestärktes Individuum hervorgebracht werden kann, wird gezielt unterdrückt. Einer der wichtigsten Teile des individuellen Leistungsspektrums ist eben dieser Erfinder- bzw. Erneuerergeist. Wenn in einer Gesellschaft Individualität massiv unterdrückt wird, dabei ist es vollkommen egal ob diese Unterdrückung durch Gewalt oder durch Überzeugung bzw. durch den freien Willen geschieht, wird es keine Geistesfunken geben. Ich möchte anhand dieses einfachen Beispiels sagen, dass der Maßstab für die Entwicklung einer Gesellschaft, nur im Verhältnis zwischen Individuum und Gesellschaft gefunden werden kann. Dieses Verhältnis könnte man auch „Emanzipationsgrad des Individuums gegenüber Gesellschaft“ nennen. Daher auch 1000 Jahre Stille. Keine Erfindungen, keine Erneuerungen, keine Entdeckungen.

Doch die Zeiten ändern sich und werfen wieder neue existenzielle Fragen auf. Die Religion bzw. das Gesellschaftssystem ist nicht im Stande neue Antworten zu geben bzw. neue Erkenntnisse zu erklären, kann nur an das Althergebrachte festhalten und versucht sogar aus dem Elend der Massen, politisches Kapital zu schlagen. Dies gelingt eine Zeitlang mit Sprüchen wie „Wir leben nicht genug christlich beziehungsweise nicht genug islamisch, daher werden wir von Gott bestraft.“ Die Gesellschaft wird einige Zeit noch religiöser, versucht noch gottgefälliger zu leben und vor allem im Sinne des herrschenden Systems zu handeln. Die Religion wird radikaler.

Nach dem Motto „Nur gemeinsame Feinde halten uns zusammen“ werden auch Feinde schnell ausfindig gemacht. Mal die Muslime in Jerusalem, die durch die Kreuzzüge (Deus lo vult – Gott will es) vernichtet werden müssen, damit die Christenheit erlöst werden kann. Dann Dar al-Harb (Haus des Krieges) bzw. der Westen muss zerstört werden damit die Menschheit, Frieden und Wohlstand durch Dar al-Islam (Haus des Islams) genießen kann. Wir wissen aus der Geschichte, dass diese Bestrebungen, immer mit einen Kollaps des alten Systems enden. Das Ende kam und kommt mit immenser Wucht und ist immer blutig. Das alte System gibt die politische Macht nicht sofort ab, sondern sichert durch Unterwerfung und Anpassung, in einer abgewandelten Form ein Überleben seiner „Traditionen“.

Das christlich-religiöse Gesellschaftssystem versuchte zwischen 1095 –1444 durch kriegerische Handlungen, die wir Kreuzzüge nennen (Muslime würden dies wahrscheinlich Dschihad nennen) ihr eigenes Überleben zu sichern. Nicht nur nach Außen, sondern auch nach Innen wird das System immer brutaler. Judenpogrome und Verfolgung von Abweichler nahmen kein Ende.

Die Politik, durch Konflikte mit gemeinsamen Feinden (Islam) das System zu stabilisieren, endete – wie wir wissen – mit einem historischen Desaster. Die türkisch-muslimische Kräfte eroberten Konstantinopel (1453). Die Handelswege nach Osten und nach Süden wurden abgeschnitten. Politisch-religiöse Autoritäten der Christenheit waren am Ende. Das System fing an zu kollabieren. In den nächsten Jahrhunderten werden unzählige Menschen – vor allem –Christen, durch Christenhand sterben.
Übrigens ging die Antike genauso zu Ende. Brachial und endlos blutig. Die Geschichtsschreiber werden diese Epoche des Niedergangs etwas verharmlosend „die Völkerwanderung“ nennen.

Es entsteht etwas Neues…
Zuerst unauffällig, mal hier und dort etwas philosophisches, etwas künstlerisches, vielleicht ein Gedicht, mal eine Übersetzung aus dem Griechischen oder Arabischen. Irgendjemand malt ein Bild, ein andere betreibt Bildhauerei. Die spätere Geschichtsschreiber werden diesen Neuanfang fälschliche Weise „Wiedergeburt (der griechischen Antike)“ also „Renaissance“ nennen. Der Begriff des Humanismus macht die Runde.

Und irgendwann im zwischen dem 14. und 18. Jahrhundert begann in Europa als Folgeerscheinung der Niederlage des Christentums etwas Neues zu entstehen. Vorboten eine neue Epoche. Einige Familien bzw. Fürsten wie z.B. die Medici nutzen den Autoritätsverlust des Papsttums und das daraus entstandene Machtvakuum für ihre eigenen Zwecke und unterstützen dadurch „das Neue“.

1452 – Ein Mainzer Goldschmied, Johannes Gutenberg druckt das erste Buch (ironischer Weise eine Bibel). Neue Ideen können sich schneller verbreiten.
1453 – Konstantinopel wird von den Osmanen erobert (1453). Die Handelswege nach Osten sind abgeschnitten.
1492 – Daraufhin wird das Vorhaben von Christoph Kolumbus, Asien über den Westweg zur erreichen, finanziert und er „entdeckt“ am 2. Oktober 1492 aus Versehen Amerika.
1498 – Vesco da Gama erreicht wirklich Indien.
1509 – Kopernikus erklärt die Welt neu.
1517 – Dann „urplötzlich“ wird ein Mönch am 31. Oktober 1517 in Wittenberg, ein Stück Papier mit 95 Thesen am Hauptportal der Kirche anschlagen. Ein Donnerschlag, den wir heute „Beginn der Reformation“ nennen. Der Showdown beginnt. Alte Autoritäten werden in aller Öffentlichkeit demontiert und herausgefordert.
1524 bis 1526 – Deutsche Bauern erheben sie sich gegen das herrschende feudale System „Als Adam grub und Eva spann, wo war denn da der Edelmann?“
1600 – Giordano Bruno wird als Ketzer öffentlich verbrannt.
1618 bis 1648 Der Kampf um die politische Führung wird immer wilder (der Dreißigjährige Krieg). Ein regelrechter Weltkrieg ist entfacht.
1781 – Immanuel Kant veröffentlicht „Die Kritik der reinen Vernunft“
1789 – Die französische Revolution.

Die Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit. (Immanuel Kant)

Es entsteht nie was ganz neues. Das neue ist nur eine Synthese aus Elementen der neuen Ideen und der alten Vorstellungen von Gesellschaft. Neu sind nur die entstandenen Machtverhältnisse. Das Neue ergreift die Ruder der Politik, muss sich aber lange Zeit sich mit den alten Mächten arrangieren. Diese Phase dauert Jahrhunderte. Immer wieder Kriege, immer wieder Rückschläge. Grausame Erscheinungsformen von Manchester-Kapitalismus bis Faschismus und Totalitarismus. Die Grundtendenz der folgenden Jahrhunderte blieb eine, auf Religion basierende (bzw. Gottgewollte) Machtstruktur; doch langsam, so wie die stetigen Wellen des Meeres einen Stein schleifen, so setzen sich die Kräfte der Aufklärung und des Humanismus durch und ersetzen die alte Struktur. Ich denke, dass dieser Kampf in Europa, von der Renaissance bis zum Ende des 2. Weltkrieg andauerte, bis Endgültig und zum ersten Mal in Geschichte der Menschheit, diese neue Kraft an die Macht kam. Heute noch, trauert die Religion dieser verlorengegangenen Macht hinterher und pocht auf Mitspracherecht. Doch die Geschichte lässt sich nicht umkehren.

Der Islam heute
Zurück zum Islam. Der Islam befindet sich heute genau da, wo das Christentum als Gesellschaftsordnung im 14. Jahrhundert stand. Nichts geht mehr. Weder vorwärts noch rückwärts. Die historische Niederlage ist eindeutig und sichtbar. Die islamische Welt ist in jedem machtpolitischen Bereich, dem Westen (so nenne ich der Einfachheit halber, den Geltungsbereich der Aufklärung und Demokratie) unterlegen und von ihm abhängig. Und wir können davon ausgehen, dass diese Tatsache den Herrschenden und der Bevölkerung bestens bekannt ist. Man wächst schon als Kind mit diesem Bewusstsein auf. Dieses Gefühl der Unterlegenheit und Rückständigkeit ist heute ein wesentlicher Bestandteil der islamischen Identität. Seit der Einführung der Informationstechnologien (Fernsehen und Radio) in den 70er Jahren des letzten Jahrhundert, ist in muslimischen Ländern, die Bewusstwerdung über eine Verlierer-Identität enorm verstärkt worden. Das extreme Wohlstand- und Machtgefälle wurde den muslimischen Massen schlagartig bewusst. Dann kam auch noch das Internet dazu. Die Herrscherkaste will und wollte mit kleinen Korrekturen oder ein „bisschen Freiheit“ das politische System retten. Doch was folgte, war eine islamistische Radikalisierung der Bevölkerungsteile.

Die islamischen Bevölkerungen stellen heute die nichtislamistischen Staatsautoritäten in Frage. Die religiösen Führer geben der “ungenügend gelebten Religiosität” bzw. “der Verwestlichung” die Schuld. Sie versprechen einem nicht nur das Paradies und unzählige Jungfrauen im Himmel, sondern auch ein erhabenes Gefühl des Sieges gegen die Feinde des Islams, für ein gottgefälliges Leben. Einige rufen (nicht nur gegen den Westen) mit Erfolg den Dschihad aus. Und die dortigen pseudosäkularen Machteliten klammern sich ans Militär.

Was die meisten europäischen Politiker oder andere Intellektuelle nicht begreifen ist, dass die Demütigung durch historische Verlierer Dasein ist eine wesentlicher Bestandteil der islamische Identität. Deshalb diese Wut, Aggression oder dieses hysterische Beleidigt sein gegenüber dem Westen. Die muslimischen Massen können für Ihre Desaster ja nicht, ihre eigene islamische Kultur verantwortlich machen. Um genau zu sein, dürfen sie nicht mal öffentlich darüber nachdenken. Dies würde ja einer Pleiteerklärung gleichkommen. Und deshalb muss der Grund natürlich bei den Gegnern (dem Westen) gesucht werden. Sogar vor absurdesten Verschwörungstheorien wird nicht halt gemacht; auch in pseudosäkularen Kreisen nicht. Zum Beispiel, der Vorsitzende der staatlichen Bildungskommission der Türkei (also der höchste Bildungswächter, mit etliche Doktortiteln und Professorenwürde „ausgestattet“) behauptete öffentlich, dass die Tomatensamen die aus Israel importiert werden so manipuliert sind, dass sie die „türkische Nation“ innerhalb von 20 Jahren vernichten.

Sie empfinden teilweise die Terrorakte, vor allem gegen USA, Europa und Israel, auch wenn sie sie nicht unbedingt unterstützen, als eine Art Hochgefühl. Daher wird der islamistische Terror gegen westliche Länder auch nur halbherzig verurteilt. Es geht also um die Teilidentität der Individuen. Der Mensch muss oder will sich – leider – auch gesellschaftlich definieren, will unbedingt irgendwohin gehören. Diese Identitäten sind zwar meistens Schein- oder Überbrückungsidentitäten aber reichen dennoch aus, auf irrationale Weise Partei zu ergreifen. Dies führt dann dazu, dass die Welt einfach in zwei Kategorien betrachtet werden kann, nämlich: „Wir und die Anderen“.
Man kann die gleiche Verhaltensweise auch bei den, bei uns lebenden muslimischen Migranten beobachten. Sie betrachten die Welt aus der Sicht des Islams, sogar dann, wenn sie nicht unbedingt gläubig sind. Nebenbei bemerkt, sollte man vielleicht das Thema „Identität“ als politische Aufgabe wahrnehmen.

Der Showdown beginnt erneut
Der unaufhaltsame Niedergang der islamischen Welt nahm schon seit langer Zeit seinen Lauf. Daran können auch gutgemeinte politische Aktionen nicht das Geringste ändern. Die Zeit ist gekommen und keine Kraft der Welt kann diesen Vorgang stoppen. Der Islam, als letzter Ordnungsfaktor, ein Relikt aus dem Mittelalter, wird sich mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln, nach Innen und nach Außen währen. Der Islam als Gesellschaftssystem rüstet sich für den letzten Kampf. Kann aber die Niederlage, die aus dem eigenen inneren System stammt, nicht mehr verhindern.

Ich bin übrigens nicht der Einzige, der davon überzeugt ist (Der Untergang der islamischen Welt / Abdel Samad). Er ist ein äußerst mutiger und ehrlicher Mann. Er will retten, was zu retten ist, in der islamischen Welt. Mein Herz wünscht sich dass er erfolgreich ist, aber mein Verstand sagt mir, dass er unter Muslimen mutterseelenallein dasteht.

Wir müssen uns auf eine erneute gewaltige Umwälzung in der Menschheitsgeschichte Gefasst machen. Ich denke dabei nicht unbedingt an einen “Kampf der Kulturen” in einem nuklearen Weltkrieg. Obwohl die Gefahr (nicht nur für Israel und Indien) wirklich sehr groß ist. Es wird vermutlich ein unendlich brutales Gemetzel, hauptsächlich innerhalb der islamischen Länder geben, aber auch und untereinander.

Ich möchte versuchen einige mögliche Auswirkungen auszumalen:

Der Rest der Welt wird unmittelbar davon betroffen, nicht nur militärisch, sondern und vor allem wirtschaftlich. Globale Waren- und Geldverkehr, Informationsaustausch werden massiv beeinflusst. Eine extreme, Jahrzehnte dauernde weltweite Wirtschaftskrise wäre die Folge.
Globale humanitäre Katastrophen wie Hunger, Unterernährung, Krankheiten (nicht nur in Krisengebieten) werden viele Länder erschüttern.
Erdölquellen werden durch kriegerische Handlungen (durch eventuelle atomare bzw. chemische Verseuchung) nicht mehr brauchbar sein. Eine Verschärfung der globalen Energiekrise, die einen weltweiten (militärischen-) Kampf um fossile Energiequellen und Rohstoffe nach sich ziehen. (Wie werden sich China oder Indien verhalten?)
Die Konflikte zwischen Schiiten und Sunniten um die Vorherrschaft in Nahen-Osten werden explodieren.
Viele islamische Staaten (vor allem arabische) werden (in der jetzigen Form) aufhören zu existieren. Auch die Emirate und das Reich der Saudis werden bei diesem Trubel untergehen.
Nordafrika wird eine Zeitlang radikal-islamistisch, werden aber dann wie die anderen islamischen Staaten zusammenbrechen.
Pseudosäkulare islamische Staaten wie Ägypten werden buchstäblich zerrissen.
Überregionale humanitäre Katastrophen und militärische Auseinandersetzungen.
Die Türkei könnte als einziger Staat mit mehrheitlicher muslimischer Bevölkerung, der aber aus traditionellen Gründen der Aufklärung nahe steht und durch religiöse Distanz der Aleviten gegenüber den Sunniten, diesem Untergang entgehen. Die Türkei müsste aber dafür jetzt, durch viele demokratische Reformen die Grundlagen schaffen, um ihre Gesellschaft radikal umzubauen. Leider sieht die Realität aber momentan anders aus.
Die USA werden als globale Macht immer schwächer werden. Keine politische Ausstrahlung, kurzsichtige Weltpolitik, geringere Wirtschaftsdynamik, überholte politische Strukturen, sind hierfür die auffälligsten Indizien.
Der muslimische Teil der Bevölkerung in Europa wird dieses politische Erdbeben wie einen Resonanzkörper auch in ihre jeweilige Gesellschaft hineintragen. Wir müssen hier von einer Welle der Gewalt ausgehen.

Ja, zugegeben, es hört sich wie ein Weltkriegsszenario an aber alles andere wäre auch Schönmalerei. Doch wer weiß, birgt die Zukunft doch immer Überraschungen. Ich bin davon überzeugt, dass dieser Übergang ins Aufklärungszeitalter nicht unbedingt genauso brutal und blutig sein muss wie der, in der europäischen Geschichte. Wir könnten viel dazu beitragen. Dafür ist es aber notwendig dass dieser bevorstehende historische Wandel und dessen Ausmaß sowie die Notwendigkeit uns politisch bewusst wird. Die demokratischen Gesellschaften müssen die ihnen noch verbliebene Zeit dafür nutzen, um Strategien für die Vermeidung großer Verluste an Menschenleben und Lebensgrundlagen überall auf der Welt (natürlich auch in islamischen Länder) zu entwickeln.

Mal wieder sieht es auch in diesem Fall leider nicht danach aus. Wir befassen uns lieber mit dem sinnfreien Afghanistan–Einsatz dessen erfolgreicher Abschluss, uns im besten Fall ein neues Pakistan bescheren kann oder mit kuscheligen Null-Ergebnis-Veranstaltungen wie z.B. Islamkonferenzen.

Und immer noch; und unaufhörlich tickt die Bombe…
exmuslime


Infos über Türkei

5. Juni 2011

Quelle

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Super tolerantes Land halt…